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Grenzgänge in Patagonien

TraumwetterSliderPatagonien … geographisch die südlichsten Ausläufer der Anden, politisch zertrennt durch die argentinisch-chilenische Grenze. Fünf Wochen hatte ich mir Zeit genommen um zu Fuß einen Eindruck dieses faszinierenden Gebirges zu bekommen. Aber nicht nur die gewaltige Natur prägte meinen Urlaub, der aus verschiedensten längeren mehrtägigen Wanderungen und dem Hinbewegen zu diesen Punkten zwischen den Wanderungen bestand.

Dabei ereigneten sich sicherlich einige der spannendsten Begegnungen und Ereignisse meines Urlaubs. Um eine Idee zu bekommen, muss dafür gesagt sein, dass manche Regionen gar nicht verkehrstechnisch erschlossen sind und andere doch eher sehr rudimentär. Auf der chilenischen Seite sind die patagonischen Anden im Süden teils so unerschließbar, dass es nicht mal eine Straße gibt. Um von Süden nach Norden zu gelangen ist ein Abstecher nach Argentinien also unabdingbar.

Torres del Paine, Cerro Torre und Fitz Roy…

… sind sicherlich die Highlights Südpatagoniens,  die auf keiner Reise fehlen dürfen. Der Nationalpark Torres del Paine ist neben den Osterinseln zu der touristischen Naturattraktion Chiles erhoben worden. Dementsprechend braucht man nicht mit Einsamkeit rechnen. Dafür bekommt man eine gute Infrastruktur geboten und die Diversität, die wir auf der 10-tägigen Rundwanderung zu sehen bekamen, lohnt sich allemal und beim Laufen selbst hat man doch seine Ruhe. Erste Erfahrungen mit dem berühmt berüchtigten patagonischen Winden (die mich einmal tatsächlich umgewehten) sowie mit den schnellen Wetterumschwüngen machten wir hier auch. Beeindruckende Gletscher, Berge und Seen finden sich hier und auch auf der argentinischen Seite rund um das südliche patagonische Inlandeis.

Für den Sonnenaufgang am Cerro Torre kroch ich gerne zwei-drei Stündchen früher als üblich aus dem Zelt. Nach der fantastischen dreitägigen Wanderung unterhalb des Fitzroy, schummelten wir ein wenig um uns einen 30 Kilometermarsch auf einer Schotterstraße zu sparen, trampten wir diese mit einem argentinischen Pärchen. Sie verbrachten ihren Urlaub im Auto und schossen während der Fahrt Fotos aus dem Fenster. Eine andere Art Urlaub zu machen, nicht wie wir europäische Outdoorer immer am Rande der Selbstquälerei und stets auf der Suche nach den abgeschiedensten, einsamsten und einprägsamsten Orten.

Lago del Desierto – Lago O‘Higgins

Wir gelangten an den Lago del Desierto, der seinen Namen Lügen straft (bedeutet Wüstensee) denn es handelt sich um einen traumhaft gelegenen See am Ende einer argentinischen Schotterstraße, an den nördlichsten Ausläufern des südlichen patagonischen Inlandeises. Dort trafen wir ein Paar, die mit ihren vollbepackten Fahrrädern in die gleiche Richtung wollten.

Da der Wanderweg jedoch ein Wanderweg war und damit für Fahrräder nicht geeignet ließen sie sich mit dem Boot über den See schippern. Trotzdem wir auch schon einige Stunden gelaufen waren an diesem Tag beschlossen wir die Wanderung entlang des Sees noch zu beginnen. Am anderen Ende so sagte man uns sei eine Wiese neben dem Grenzposten der argentinischen Carabinieris, wo man seine Zelte hinstellen könne.

Wundern wir uns noch über die Zeitangabe zu Beginn des Wegs fünf Stunden für elf Kilometer, so benötigten wir am Ende dafür 5 ½. Eine Wanderung entlang des Sees mit gefühlten 1000 Metern Höhenunterschied. Ein ständiges auf und ab, bei dem es zu allem Übel auch noch zu regnen anfing.

Nachdem ich endlich völlig erschöpft doch noch ankomme, haben unsere Radreisenden schon längst ihr Zelt aufgeschlagen und bieten mir ein trockenes Plätzchen unter ihrem Tarp an. Ob ich meinen Freund um die Ecke gebracht hätte, fragen sie mich scherzhaft, da ich eine gute halbe Stunde vor meinem Reisekumpanen eintreffe. Nachdem wir dann zu den argentinischen Grenzposten sind, die uns schon mal einen Ausreisestempel für den nächsten Tag in unseren Pass malen, steht zur Abwechslung – wie jeden zweiten Tag- mal wieder Reis mit Zwiebeln und Thunfisch auf dem Speiseplan.

Amsel begleitet uns

Als ich am nächsten morgen verhältnismäßig spät aus dem Zelt krieche erwartet mich ein atemberaubender Blick über den See, Sonnenschein und im Hintergrund der stolze Roy. Tagesplan für heute ist das erreichen der chilenischen Grenze. Unsere reizende Begleitung für heute heißt Amsel, hat an ihren verhältnismäßig kleinen Rucksack viel draußen ran gebammelt und hat im Gegensatz zu uns etwas, dass man tatsächlich als vernünftige Wanderkarte bezeichnen kann.

Der Carabinieri erklärte uns noch den Weg, von seinem Grenzposten aus, wohin, man lediglich zu Fuß, Pferd oder Boot kommt. Nachdem die ersten Kilometer einen schmalen Trampelpfad darstellte, der unterbrochen von sumpfigen Passagen, ständig bergauf führte, wollten wir uns lieber nicht ausmalen, wie unsere Freunde mit ihren bepackten Fahrrädern jemals hier hoch kommen wollten. Als Wegzehrung versüßten uns diesmal die leicht bitteren Calafate den Weg. Eine für die Region typische kleine blaue Beere, nach der eine ganze Stadt in Argentinien benannt ist und aus der außerdem sehr schmackhafter Likör und Marmelade gemacht wird. Es gibt mehrere Mythen um diese Beere. Eine besagt unter anderem, dass wer einmal Calafate gegessen habe, werde erneut nach Patagonien zurückkehren.

In sengender Hitze erreichten wir gegen Abend und etlichen Kilometern auf einer Schotterstraße (warum auch immer, denn Fahrzeuge gibt’s hier nicht, wo will man auch hinfahren und vor allem wer?) das chilenische Grenzhäuschen. Luis der nach den Kraftakt gestern die ganze Zeit humpelte, verlegte sich diesmal auf die Strategie: „Je schneller ich laufe, desto schneller bin ich da“. Hin die ganze Wanderromantik von wegen der Weg ist das Ziel und so nen Quatsch. Diesmal ging es nur ums ankommen.

Amsel wird Köchin

Die chilenischen Beamten machen gerade Pause von ihrem abendlichen Fußballspiel. Ein junger sehr seriöser und ernster Grenzposten schüchterte uns alle ein wenig ein und brachte Amsel mit der Frage nach ihrem Beruf in eine schwere Sinnkrise. Nicht nur, dass sie selbst nicht so richtig wusste welchen Beruf sie sich eigentlich zuschreiben würde, konnte sie dies schon gar nicht auf spanisch ausdrücken.

Nach einer kurzen Diskussion mit uns entschieden wir dann einfach, dass sie „Cocinera“ Köchin sei. Gesagt getan bereiteten wir dann auf einem gusseisernen regionaltypischen Ofen/Kochgelegenheit eine schmackhafte Mahlzeit und teilten wie überall den Matetee, diesmal  mit einem fast zahnlosen Holzarbeiter, der bei der einen Familie, die am südlichen Ende des Lago O’Higgins ihr Lebensort gefunden hat, gegen Verpflegung und Unterkunft bei Bauarbeiten half. Bei eben dieser Familie duschten wir auch und konnten ihren am nächsten morgen etwas von ihrer selbstgemachten Marmelade und frischgebackenem Brot abnehmen. Das machte aus unserem sonst doch etwas dürftigerem Frühstück ein echtes Festmahl.

Und dann begann das große Bangen, kommt ein Boot oder kommt keins. Der Lago O’Higgins, der auf argentinischer Seite Lago San Martín heißt, erreicht Ausmaße, dass man nicht einfach mal so rumlaufen kann.  Nur widersprüchliche und wenig zuverlässige Informationen konnten wir an unseren letzten zivilisatorischen Ausgangspunkt vor sechs Tagen in Erfahrung bringen.

Aber gegen drei erreicht ein klappriger Holzkahn den Steg. Also rauf die gesamte Mannschaft auf das Boot. Ist schließlich die einzige Möglichkeit von diesem Ort fortzukommen und das nur einmal die Woche. Oder im Winter einmal im Monat, wie uns die ortsansässige Familie versicherte.

Tja blieb nur noch die Sache mit der Bezahlung…wer hatte mal wieder vor anderthalb Wochen am letzten chilenischen Geldautomaten nicht in Betracht gezogen, dass man am südlichsten Ende der Carretera Austral vielleicht nicht so einfach an Geld kommen würde und auch einen Fischer nicht mit Karte bezahlen können. Bingo: Wir! Rauf durften wir jedenfalls erstmal, die Bezahlung wollten wir später klären.

Auch unser Fahrradpaar hatte es spät des nachts noch geschafft um uns auf dieser lustigen Bootsfahrt zu begleiten. Nach ungefähr einer Stunde meinte ich dann zu Luis: „Ich bezahl ihm was er will, wenn wir jemals heil das andere Ufer erreichen.“ Bei dem Wellengang war es jedenfalls grob fahrlässig, dass wir uns ohne Rettungswesten an Deck aufhielten und wir waren auch binnen kürzester Zeit völlig durchnässt. Regenhose sei dank, hielt es sich bei mir noch in Grenzen.

Letztendlich durften wir nach langen Verhandlungen mit dem Fischer die Bootsfahrt mit einem 50 Euroschein (der eigentlich als Notgeld für die Ankunft in Deutschland gedacht war) und noch einigen hundert argentinischen Pesos (die dort niemand haben möchte weil der argentinische Peso gerade auf Talfahrt ist) unsere Fahrt begleichen und wir erreichten nach ca. fünf Stunden unruhiger Fahrt einen winzigen Hafen.

Abenteuer auf der Carretera Austral

Stuck in Villa O’Higgins. Bernardo O’Higgins war ein chilenischer Unabhängigkeitskämpfer nach dem der Ort am südlichsten Ende der Schotterstraße, die großspurig Carretera Austral genannt wird, liegt. O’Higgins (nicht die Person sondern der Ort) sollte jedoch noch zu einem meiner persönlichen Unwörter der Reise werden. Also auf zum nächsten Camping – so bezeichnet man in Chile und Argentinien Zeltplätze die man aber mitunter nicht unbedingt als solche erkennen würde.

Manchmal ist es ein ausgebauter Platz mit Gemeinschaftsküche und warmen Duschen und manchmal stellt auch nur jemand seine verstaubte Vorgartenwiese zur Verfügung. Das Gute in Patagonien ist, dass man eigentlich in jedem Ort eine solche Zeltmöglichkeit findet. Also die Vorräte aufgestockt und auf dem gusseisernen Ofen ein leckeres Mahl bereitet. Wenig Gemüse, denn dass findet den Weg ans letzte Ende der Schotterstraße maximal einmal die Woche.

Pläne werden geschmiedet: Ich habe schon die nächste Wanderung im Kopf und den nächsten Geldautomaten, da sich unsere Reserven dem Ende zuneigen. Morgen werden wir weiter trampen. Morgen stellt sich allerdings heraus fährt niemand aus dem 500 Seelendorf Richtung Norden, was die einzig mögliche Richtung ist. Naja dann halt der Bus am nächsten Tag.

Das Busterminal ist im Blockhüttenstil und nigelnagelneu und steht zur Dekoration rum. Der eine kleine Bus der zweimal die Woche das Dorf verlässt fährt nicht vom Terminal. Leider schaffen wir es auch nicht mehr ein Ticket zu ergattern. Wie kommen wir weg vom Ende der Welt ohne Geld? Laufen ist keine Option. Der nächste Ort ist 120 Km entfernt. Der Nächste Geldautomat 300.

Viel zu tun gibt es nicht in Villa O’Higgins darüber werden sich ziemlich schnell alle hier gestrandeten Touristen klar. Also gibt es eine kleine Reunion (Versammlung) verschiedenster Nationalitäten, die eine Menge zunächst wenig zielführender Diskussionen beinhalten. Am Ende aber zu Verhandlungen mit einem Ortsansässigen führen, der uns am nächsten morgen Richtung Norden zum nächsten Ort, wo es mehr Busse geben soll fahren wird.

Dafür werden unsere letzten Pesos draufgehen, weshalb wir diese Nacht auf dem Ausguck über dem Dorf verbringen. Eine milde Nacht mit tollem Ausblick nur gestört durch das immer wieder auflebende Bellen eines Hunderudels im Dorf. Am Ende der Nacht bin ich überzeugt davon, dass es hier mehr Hunde als Einwohner gibt.

Eine endlose Schotterstraße, das ist die Carretera Austral. Sie schlängelt sich kurvig ständig an Seen, Flüssen und Klippen bergauf und bergab durch traumhafte Landschaften. Nur wenige improvisierte Häuser säumen gelegentlich ihren Rand, wo Familien in ziemlicher Abgeschiedenheit ein einfaches fast autarkes Leben führen.

Eingriff in die Natur

Ein Großbauprojekt eines des chilenischen Staates mit einigen Energieunternehmen spaltet nicht nur die hier ansässige Bevölkerung. Hier im abgeschiedenen Süden der Region Aysén sollen die wasserreichen Flüsse Baker und Pascua aufgestaut werden und die gewonnene Energie mittels riesiger Stromtrassen 2000 Kilometer gen Norden in die Region Central (Santiago und Umgebung) geleitet werden, wo die Energie dringend benötigt wird.

Es wäre ein riesiger Eingriff in die unberührte Natur Zentralpatagoniens, weshalb das ganze Vorhaben auf starken Widerspruch stößt. Andererseits sieht ein Teil der hier lebenden Bevölkerung auch eine Chance auf Arbeitsplätze und eine Verbesserung der Infrastruktur in der Region. Straßen würden asphaltiert und damit würde sich die Versorgung mit Nahrungsmitteln und anderen Grundgütern vermutlich deutlich verbessern. Dennoch sieht es zur Zeit eher so aus, als sei das Projekt HidroAysén zumindest in der ursprünglich geplanten Form gescheitert.

Diese ganze Diskussion flimmert durch meine Gedanken, als ich im winzigen Bus durch die betroffene Region kutschiert werde und aus dem Staunen nicht mehr herauskomme. Langsam kann ich nachvollziehen, warum so viele diese Straße mit dem Fahrrad abfahren wollen. Doch dann denke ich wieder an den Schotter und die Berge und komme zu dem Schluss, dass laufen doch definitiv die bessere Wahl ist.

Endlich erreichen Cochrane und machen uns schnurstracks auf zur Bank. Zu unserer Enttäuschung ist es einige der wenigen, die keine Visakarten akzeptieren. Wir sitzen einen Moment lang verzweifelt auf einer Parkbank auf der Plaza de Armas. Wenigstens ein Problem bekommen wir wenig später gelöst. Im Supermarkt kann man mit Karte bezahlen, so ist wenigstens die kulinarische Versorgung für die nächsten Tage gesichert.

Also nächster Versuch mit dem Trampen. Doch irgendwie sind wir vom Pech verfolgt. Am Straßenrand treffen wir ein junges chilenisches Pärchen, die schon den ganzen Tag versuchen wegzukommen. Naja, dann leisten wir ihnen halt Gesellschaft, bis wir drei Stunden später gemeinsam hinter einer Höhe unsere Zelte aufstellen, kochen und auf besseres Glück am nächsten Tag hoffen. Und die Hoffnung kommt, schließlich sind die beiden schon von Santiago bis nach Villa O’Higgins und ein Stück zurück gekommen.

Irgendwie muss es gehen und die Solidarität zwischen den Mochileros (Rucksackreisenden) ist groß. Am nächsten Tag kommen unsere Freunde recht schnell weg und wir lösen unser Geldproblem darin, dass wir einen Ladenbesitzer überreden unsere Visakarte zu belasten und uns etwas Bargeld auszuzahlen.

Dafür kaufen wir sinnloserweise doch gerne noch mehr Lebensmittel ein, die uns bei der nächsten Wanderung schwer im Rucksack liegen werden. Unsere fließenden Spanischkenntnisse haben uns generell und ganz besonders in dieser Situation sehr weitergeholfen. Das Busticket in der Hand ging es auf zu meinem persönlicher Höhepunkt der Reise.

Cerro Castillo

Der Name ist Programm, der Burg Berg gibt sich allein durch seinen Namen zu erkennen und durch die zerklüfteten Zinnen zogen die Schleier und Nebelwolken, was das Schauspiel komplettierte und für stundenlanges, beinhartes Geröllgewandere auf definitiv nicht erkennbaren Pfaden mehr als entschädigte.

Diese sicherlich herausforderndste, viertägige Wanderung des Urlaubs, brachte neben geschundenen Füßen und blauen Knien, zudem eine nette Bekanntschaft mit einem chilenischen Natur- und Umweltstudenten Camilo: Wir trafen Camilo und seinen Freund auf einer der ausgewiesenen Campingstellen. Diese sind meist einfach flachere Plätzchen unter Bäumen wo die Möglichkeit besteht ein kleines Feuer zu entfachen und ein Plumpsklo rumsteht.

Das Feuer prasselte also schon, was bei den frischen Temperaturen und der Feuchtigkeit, die einem sofort in Knochen zog, sobald man sich nicht mehr bewegte, eine angenehme Überraschung war. Wir hatten es mit der Strecke an diesem Tag etwas übertrieben und waren dementsprechend fertig, da kam uns die freundliche aufmunternde Art der beiden jungen Chilenen sehr entgegen.

Die, wie sich später herausstellte, ihre zwei Liter Wein schon getrunken hatten (Zitat: war dann doch ein bisschen schwer um ihn noch weiter mit herumzutragen). Uns beteiligten sie dann noch großzügig am Aperitif, einem Schluck Whisky, der wenigsten kurz wärmte und erfrischten uns mit ihrem umfangreichen Wissen über die Region, Fauna und Flora, sowie weiteren Reisetipps.

Nach diesem Abenteuer beschloss ich meine Füße etwas zu schonen und mit der Fähre weiter gen Norden zu fahren. Diese Entscheidung wurde mit wunderbare Aussichten auf die patagonische Küste belohnt, während sich das Fährschiff seinen Weg durch hunderte von bergig bewachsenen, fast vollständig unbesiedelten Inseln bahnte. Ein kurzer Zwischenstopp auf der der Insel Chiloe, der größten Insel im Süden Chiles bescherte mir noch ein tolle Wanderung an der Pazifikküste und einen ersten Eindruck der feuchten Primärwälder, die in dieser sehr regenreichen Region vorherrschten.

Valle Cochamó

Eine letzte Wanderung mit einer erneuten Grenzüberquerung stand noch auf meinem Plan. Also begab ich mich zunächst ins in Kletterkreisen Südamerikas bekannte Valle Cochamó. Nach ein paar Stunden durch feuchte Alercewälder (riesige mit Flechten behangen Bäume) erreichte ich einen Talkessel mit einer Hütte und riesigen Wiese, wo ich mein Lager aufschlug. Links und rechts des erhoben sich riesige Felswände, ein Anblick der jedes Kletterherz schneller schlagen lässt.

Aber ich war ja zum Wandern da. Das tat ich am nächsten Tag größtenteils in strömenden Regen. Die anstrengende Etappe wurde nur durch ein Gürteltier etwas entschädigt. Anschließend bin ich ziemlich eingeregnet, so dass ich anderthalb Tage komplett im Zelt verbringen musste. Nicht selten in dieser Region.

Trotzdem lohnte sich auch diese Wanderung auf uralten lehmigen Wegen, die behelfsmäßig seit Jahrhunderten von den in den Bergen lebenden Bauern mit Holz stabilisiert werden. Genutzt werden diese Wege nur von einigen Wanderern, Kletterern und natürlich den noch immer dort lebenden Menschen und ihren Pferden. Irgendwann kam ich trotzdem an die argentinische Grenze, nächtigte noch einmal und fand am nächsten morgen in der gottverlassenen Gegend tatsächlich jemanden, der mich mit in die nächste Stadt nahm. Dort trocknete ich dann alles noch ein wenig und machte mich auf nach Santiago. Ein paar Tage Urlaub vom Urlaub in der Hängematte, bevor es zurück ging.


One Response to Grenzgänge in Patagonien

  1. Hans Scholze Hans says:

    toller Bericht, tolle Bilder – danke das ich im Kopf mit ans Ende der Welt durfte. Aber irgendwann fahr ich auch mal richtig hin, die Felsgiganten bestaunen.

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